Institut für Medienkultur und Theater der Universität zu Köln
Konzeption: Mathilde Frank, Dennis Göttel, Kristina Köhler, Christiane König, Bianka-Isabell Scharmann, Tanja Weber
Kaum ein film- und medienwissenschaftliches Institut kommt ohne eigene Lehrsammlung aus: beispielsweise archivierte Super8- und 16mm-Filme, Regale voller VHS-Kassetten, DVDs und Blu-rays, Filmdateien auf Festplatten, Abos für Streaming-Dienste – oder alles gleichzeitig nebeneinander. Auch das, was gesammelt wird, variiert von Fernsehmitschnitten, kommerziell erworbenen Datenträgern und Editionen bis hin zu akribisch zusammengetragenen Spezialbeständen. In solchen Sammlungen spiegelt sich der Wandel von Distributions- und Rezeptionspraktiken in den letzten Jahrzehnten ebenso wider wie ein (implizites oder explizites) Selbstverständnis der jeweiligen Institute. Die verschiedenen Logiken und Medientechniken der Aufbewahrung zeigen aber auch, wie grundlegend sich die Bedingungen und Praktiken der Forschung und Lehre zu audiovisuellen Medien in den letzten Jahrzehnten verändert haben.
Dieser Wandel soll im Rahmen des Workshops reflektiert werden. Ausgehend von universitären Mediensammlungen, ihren Objekten, Akteur*innen und Ordnungssystemen ist unter Anderem nach folgenden Aspekten zu fragen:
- Kriterien und Klassifikationssysteme, die einer Sammlung zugrunde liegen und die zugleich als Politiken der Wissensproduktion, Werte- und Welterzeugung verstanden werden können. Diese gilt es kritisch, insbesondere aus feministischen, dekolonialen und queeren Perspektiven, zu reflektieren;
- Spezifik und Materialität der Dispositive und Trägerobjekte, der jeweils durch sie mitbestimmten Ästhetiken und Formen sensomotorischer Adressierung;
- beteiligte Akteur*innen, ihre Interessen, ihr akademischer Status und ihre damit verbundene Handlungsmacht innerhalb der Institution;
- der (womöglich unsichere) juristische Status dieser Sammlungen;
- Bedeutung von anekdotischem Wissen und Oral History für dieHistoriographie einer Institution;
- Praktiken der Archivierung von digitalen Medienformaten (z.B. von YouTube-Videos), Digitalisierung audiovisueller Bestände und Verschwinden desvorgängigen Trägermaterials;
- medienarchäologische Effekte dieser Sammlungen, etwa in Form unwillkürlichaufgezeichneter Fernsehgeschichte (beispielsweise Senderlogos,Synchronfassungen, Anmoderationen, Werbeunterbrechungen);
- Einsatz dieser Mediensammlungen in der Hochschullehre – zum Beispiel mitBlick auf die Zugänglichmachung audiovisueller Medien für Studierende;
- begriffsgeschichtliche Ansätze, die Konzepte wie «Video», «Sammeln» oder«Archiv» in ihren unterschiedlichen Verwendungen kritisch reflektieren.
Programm
Aufgrund der Hygiene-Regelungen der Universität zu Köln bitten wir alle Teilnehmenden herzlich um Anmeldung bis zum 20.05.2022 per E-Mail an: agfilm-workshop2022@uni-koeln.de
Ort: Theaterwissenschaftliche Sammlung, Schloss Wahn, Burgallee 2, 51147 Köln
ab 10:00 Uhr
Anmeldung
10:30 Uhr
Begrüßung durch die Organistor*innen
Dennis Göttel, Christiane König (Köln):
Einführung
11:00 Uhr
Rebecca Boguska, Sophie Holzberger, Camilo Porras Sandoval, Cecilia Valenti (Mainz)
(Un)durchlässige Forschungsinfrastrukturen: Audiovisuelle Universitätssammlung und ihre Geschichten
Moderation: Kristina Köhler (Köln)
11:45 Uhr
Bettina Schulte Strathaus (Frankfurt a.M.):
In Unordnung halten: Die Analogfilm-Sammlung der Goethe-Universität als Ort und Gegenstand filmwissenschaftlicher Forschung und Lehre
12:05 Uhr
Isadora Campregher Paiva (Frankfurt a.M.):
Kanonvermessung: Quantitative Analyse der Filmreferenzliste der Goethe-Universität
Moderation: Mathilde Frank (Köln)
12:30 Uhr
Mittagspause
14:00 Uhr
Stephan Ahrens, Alexander Schultz, Alexandra Simopoulos (Paderborn):
Follow the Leader – Das Startband im Filmarchiv
14:45 Uhr
Bianka-Isabell Scharmann (Amsterdam/Köln):
Ausstellungsvideos. Auf Spurensuche eines Formats in der Videothek
Moderation: Tanja Weber (Köln)
15:15 Uhr
Kaffeepause
15:30 Uhr
AG-Treffen
17:00 Uhr
Ende