Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, 03.05.2019
Kristin Thompson hat in ihrem vielzitierten Aufriss der neoformalistischen Filmanalyse (deutsch in Montage AV 4,1, 1995) geschrieben, der Neoformalismus sei keine Methode (method), sondern ein Ansatz (approach), der sich verschiedener Methoden bediene. Ist ihre Aussage zutreffend? Und lässt sich dies fur die Filmwissenschaft insgesamt konstatieren? Tatsächlich versammelt das Fach verschiedenste historiografische und theoretische Ansätze, die sie anderen Disziplinen entlehnt oder im Austausch mit diesen ent- wickelt hat. Aber verfügt die Filmwissenschaft über ein ausgewiesenes, fest umrissenes Methodenrepertoire? Die Abneigung gegenüber „kontrollierten“ Methoden scheint zur disziplinären Selbstbehauptung gegenüber der sozialwissenschaftlich geprägten Kommunikationswissenschaft zu gehören, über deren „Positivismus“, „Empirismus“ und „methodischen Rigorismus“ kulturwissenschaftlich orientierte Film- und Medienwissenschaftler sich gerne mokieren. Beugen wir uns, wenn wir der Forderung nach methodischer Kontrolle nachkommen, wie sie von Förderinstitutionen wie der DFG allent- halben erhoben werden, wissenschaftlichen Prozeduren, die uns unangemessen gegenüber ästhetischen Gegenständen scheinen?
Bei diesem Arbeitstreffen mit Workshop-Charakter liegt der Fokus weniger auf ausgearbeiteten Vorträgen, sondern auf kurzen Thesenpapieren, Problemaufrissen, Präsentationen und gerne auch Provokationen, auf deren Grundlage wir dann in Form eines Roundtables gemeinsam diskutieren können.
Zum vollständigen Call: Workshop AG Filmwissenschaft_Methoden
Das Protokoll des Workshops kann hier heruntergeladen werden: Protokoll_Workshop_AG_FiWi
Programm
Freitag, 3. Mai 2019, 10-17 Uhr
Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, Institut für Sprach-, Medien- und Musikwissenschaft, Abteilung Medienwissenschaft
Veranstaltungsort: Lennéstraße 6, Raum 4.001
Teil I (10:00–12:45): Digitale Werkzeuge und Methoden
mit einer kurzen Einleitung der Veranstalter und Impulsen von
• Till Heilmann: Die unstete Methodik der Medienwissenschaft
• Jan-Hendrik Bakels/Matthias Grotkopp/Thomas Scherer/Jasper Stratil: Digitale Tools zur Videoannotation und Filmanalyse
• Barbara Flückiger: VIAN, visuelle Filmanalyse mit digitalen Tools
• Johannes Pause/Niels-Oliver Walkowski: Das Digitale ist keine Methode! Für eine Methodologisierung des Digitalen
Mittagspause, 12:45–13:45
Teil II (13:45–16:00): Reflexion methodischer Praxen
mit Impulsen von
• Sarah-Mai Dang: Forschungsdatenmanagement in der (digitalen) Filmwissenschaft
• Jeanpaul Goergen: Chroniken und Timelines in der Filmhistoriografie
• Laura Mücke: Verhältnis von Semiopragmatik und Filmphänomenologie
• Florian Krautkrämer: Kreative Praxis als Methode für die Filmwissenschaft?
16:00–17:00: AG Filmwissenschaft: Infos und Planung kommender Aktivitäten